Die Welt retten! Um nichts Geringeres ging es beim Theaterstück „Alle satt?!“. Das mobile Theater „theaterspiel“ aus Witten begeisterte am vergangenen Donnerstag Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen in der Aula des Kopernikus-Gymnasiums
Die Aufführung konnte verwirklicht werden nach einer Idee der ASW – Arbeitsgemeinschaft Solidarische Welt – , die sie auch organisierte. Unterstützt und gefördert wurde das Vorhaben von der Fairtrade-Stadt Rheine, Bereich Umwelt und Klimaschutz, und dem Kreis Steinfurt, finanziert mit Geld von „Engagement Global“, einem Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Die einstündige Vorstellung hatte es in sich: Mit fetziger Begleitung durch Saxophon und Schlagzeug erlebten die Schüler, wie Marie (Luisa Hegge) sich dafür einsetzt, dass niemand in der Welt mehr hungern muss. Sie findet es unerträglich, dass im Durchschnitt jeder Mensch in Deutschland 51,6 kg Lebensmittel pro Jahr in den Müll wirft, während 16500 Kinder täglich an Hunger sterben. In Nacht-und-Nebel-Aktionen befreit sie zusammen mit Schulfreund Lucky (Ivo Schneider) Lebensmittel aus dem Müllcontainer des Supermarkts, bis sie eines Tages ihre große Chance auf echte Weltrettung wittert: Luckys Mutter (Beate Albrecht, zugleich die Autorin des Stücks) baut in einem fernen Land Millionen Äpfel an. Auch sie möchte scheinbar alle satt machen. Für ihren nächsten Auftrag nimmt sie Lucky und Marie auf Weltrettungsmission mit ins ferne Land. Doch da läuft alles ganz anders, als Marie sich das vorgestellt hatte. Luckys Mutter will für ihren Lebensmittelkonzern Land für wenig Geld ankaufen. Dort will ihre Firma eine Obstplantage für den Anbau von Einheitsäpfeln anlegen. Die Kleinbauern (Florian Walter und Simon Camatta), die eine heimische Apfelsorte anbauen, verlieren dadurch ihre Existenzgrundlage.
Und Marie steht vor neuen Fragen: Wie gehe ich damit um, dass der eigene Wohlstand auch auf Armut und Ausbeutung anderer Menschen basiert? Sind Lebensmittel zu billig, weil die Erzeuger zu schlecht bezahlt werden? Können wir als einzelne mit unserem Verhalten Einfluss nehmen und die Welt fairer gestalten? Muss eigentlich alles im Überfluss vorhanden sein? Muss immer „mehr als genug“ da sein?
Auf einer mitreißenden Abenteuerreise ringen Marie und Lucky um die großen Fragen des Zuviel und Zuwenig auf dieser Welt. Sie werden gezwungen, ihren eigenen Lebensstil zu hinterfragen. Lebendig verdeutlichte die freche Show aus Schauspiel, Musik und Bewegung globale Zusammenhänge. Immer wieder wurden direkt die Zuschauer einbezogen und gezeigt, dass der große Schritt hin zur gerechteren Welt auch mit dem eigenen kleinen beginnen kann.
Nach der Aufführung waren die Schülerinnen und Schüler eingeladen, mit den Schauspielern über das Gesehene zu sprechen. Sehr engagiert machten sie davon Gebrauch und stellten nicht nur ihre Fragen zum Stück und zu den Darstellern: Woher kommen die Theatermacher? = aus Witten. Wie kam es zu den Informationen im Stück? = über ausführliches Recherchieren. War der Kuss von Marie und Lucky echt? = nein. Sie lösten ein Quiz: Wo werden die meisten Lebensmittel verschwendet. Bei Produktion und Transport? Oder im Handel? Oder zuhause bei den Verbrauchern? = im Handel. = falsch! zuhause! Die Jungen und Mädchen äußerten auch ihre eigenen Ideen für eine gerechtere Welt: Waren aus Fairem Handel kaufen! Schluss mit der Verschwendung von Lebensmitteln! waren einige der Vorschläge. Man kann Lebensmittel zuhause einfrieren, kann sie später wieder aufwärmen, kann Resteessen machen, Freunde einladen, beim Einkaufen gut überlegen, und vieles mehr. So kann jeder seinen Beitrag leisten zu dem großen Ziel „Alle satt!“