„Warum eigentlich Dresden?“

fragte eine Schülerin zu Beginn der Studienfahrt nach Dresden und in die sächsische Schweiz. „Wegen Corona ging nur Deutschland…“, so die etwas entschuldigende Teilbegründung der Fahrtenleitung. Rückblickend steht fest, dass die Pandemie nicht mehr herhalten muss, um Dresden als sehr lohnendes Ziel für eine Studienfahrt auszumachen.

„Am Montag, dem 21. September, wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt und haben eine Tour durch die Dresdener Altstadt gemacht.“ (Lara) Zu sehen waren unter anderem die weltberühmte Semperoper, der Zwinger sowie das größte Porzellanbild der Welt aus 25.000 Meißener Porzellanfliesen, welches als „Fürstenzug Dresden“ neben vielen anderen Herrschern August den Starken zeigt, der die polnisch-katholische Krone zum protestantischen Dresden hinzukaufte. Eine Straßenbiegung weiter war dann das wiederaufgebaute (protestantische) Wahrzeichen der Stadt Dresden, die Frauenkirche mit Lutherstatue davor zu sehen. Vor der Kirche der neue Markt und ein ganzes Viertel, das architektonisch an den Stil vor dem 2. Weltkrieg erinnert. Hier wirkten Wahlplakate („Nur noch Krisen, eine Ursache: Kapitalismus“) einschlägiger, gestriger Parteien zur Bundestagswahl deutlich surrealer als unser fiktives Outdoor-Escape-Game als 007-Agenten-Szenario, das hier im Zentrum der Stadt Start- und Zielpunkt hatte.

„Am zweiten „richtigen“ Tag sind wir nach dem Frühstück in die sächsische Schweiz gefahren und haben uns dort mit Teamern der Gruppe „Aktiv-Kanu-Tours“ getroffen, die uns auf eine Wanderung mitgenommen haben“ (Louise). Abseilen am Fels, fantastische Aussichten auf die Elbe und die Sandsteintürme des Naturparks sowie kurze Auf- und Abstiege zwischen den Felsen auf zum Teil steilen und engen Treppen boten Herausforderung und Abwechslung zugleich. „Nach der Wanderung haben wir einen Stop an der Elbe gemacht, um dort zu grillen. Als Abschluss sind wir in Schlauchboten bis zu der Stelle gefahren, an der wir losgewandert sind.“ (Lara)

Die folgenden Tage, Mittwoch und Donnerstag hatten einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt. Die „technischen Sammlungen Dresden“ präsentieren unter anderem die Stadtgeschichte Dresdens als Stadt der Innovationen im Bereich der Optik und Fototechnik. Viele Exponate laden auf mehreren Etagen zum Experimentieren und Mitmachen ein. So war zu lernen, dass man für den Betrieb eines Gaming- Computers auf Tour-de-France-Niveau (600 Watt!) den Ergometer in Bewegung zu setzen hat oder dass der Goldwert der Handys, die unbenutzt in deutschen Haushalten herumliegen, 54 Millionen Euro beträgt.

Der anschließende Nachmittag bei etwas besserem Wetter führte zum Wahrzeichen der sächsischen Schweiz, der Bastei. Hoch über der Elbe gibt es hier für Besucher leicht zugängliche, allerdings etwas ausgesetzte Aussichtspunkte auf den Sandsteinfelsen, die eine atemberaubende Aussicht auf die umliegenden Felsformationen bieten, welche unter Namen wie „Lokomotive“, „Mönch“ oder „Türkenkopf“ auf Messingtafeln verewigt sind. Nach Überqueren der Basteibrücke – dem Postkartenmotiv schlechthin – gab es die Möglichkeit, die Ruine der Felsenburg Neurathen zu besichtigen. Die Bewohner der uneinnehmbaren mittelalterlichen Felsenburg haben bei Gefahr die damals noch aus Holz bestehende Basteibrücke kurzerhand selbst mit einem festinstallierten Katapult („Onager“) eigenhändig kaputt geschossen und später, nachdem der Feind erfolglos abgezogen war, wieder aufgebaut. Die Basteibrücke aus Stein, so wie wir sie heute kennen, stammt aus dem 19. Jahrhundert, Jahrhunderte, als die Burg längst aufgegeben worden war.

„Den Donnerstag haben wir an der technischen Universität Cottbus verbracht.“ (Lara) Faszinierende Experimente aus der Wärmelehre, als Höhepunkt ein kleines Schienenfahrzeug, welches ohne Reibungswiderstand supraleitend auf einer magnetischen Rundbahn sogar schwebend kopfüber vorwärts oder rückwärts fährt sowie chemische Analyseverfahren zur Salzbestimmung waren zunächst

das Thema. Anschließend gab es Schnuppervorlesungen in zwei Hörsälen der sich noch in den Semesterferien befindenden technischen Hochschule. Die Verbindung von Mensch und Maschine, die Möglichkeit, Emotionen, Gedanken, Hirnaktivität grundsätzlich zu erforschen und daraus Anwendungen für die Praxis abzuleiten, z. B. die Steuerung von Gegenständen allein durch Gedanken, waren das visionäre Thema der Vorlesung bei Herrn Professor Zander. Herr Professor Köhler eröffnete einen Blick auf ein Forschungsfeld innerhalb der endlichen Mathematik. Optimierung von Wegstrecken und Straßenverkehr zur Vermeidung von Staus – inzwischen längst Realität in Autonavigationssystemen – sind an der TU Cottbus mitentwickelt worden. Technik- und forschungsbegeisterte Schüler und später Studenten – so der Eindruck – finden hier in Cottbus ideale Studienbedingungen und können in Forschungsgebieten, die weltweit einzigartig sind, studieren, lernen und neue Ideen entwickeln.

Reich an neuen Eindrücken und möglichen Perspektiven ging es am Freitag ohne nennenswerten Stau zurück nach Rheine. Sicher ist die Erkenntnis, dass Dresden zusammen mit der sächsischen Schweiz immer eine Studienreise wert ist.