„Kein Mensch ist illegal“ – unter diesem Motto besuchten insgesamt 26 Schüler*innen des Kopernikus-Gymnasiums Rheine und der Euregio Gesamtschule Rheine im Rahmen einer freiwilligen Gedenkstättenfahrt vom 08.06. bis zum 13.06.2022 unter anderem das Konzentrationslager Auschwitz. Auch in diesem Jahr wurde die Fahrt wieder vom Frischluft e.V. und dem Förderverein des Kopernikus Gymnasiums finanziell unterstützt.
Die interessierten Schüler*innen sammelten auf der erlebnisreichen Reise verschiedene Eindrücke rund um den Holocaust, die sie für ihr weiteres Leben prägen werden. Sie waren zunächst in der durch die jüdische Geschichte beeinflussten Stadt Oświęcim untergebracht, die sie in einer Stadtführung durch eine Freiwillige am ersten Tag besichtigten. Dabei besuchten sie die alte Synagoge der Stadt, um der jüdischen Religion näherzukommen. Für fast alle war dies der erste Besuch einer Synagoge und daher besonders interessant. Die Jungen mussten zum Beispiel eine Kippa tragen, da eine Kopfbedeckung in einer Synagoge für den Mann aus Respekt vor Gott Pflicht ist. In den anschließenden Tagen erfolgten die geführten Besichtigungen der Konzentrationslager in Auschwitz. Im Stammlager Auschwitz I wurden die Geschehnisse durch Länder- und sogar Kunstausstellungen in den Baracken veranschaulicht. Der gefühlslose Umgang mit den Insassen brachte viele Schüler*innen aus der Fassung. Beispielsweise repräsentierte die Menge an persönlichen Gegenständen der Gefangenen die Masse der Häftlinge und berührte die Teilnehmer*innen der Fahrt sehr.
Die Führung durch das zum Großteil im Originalzustand erhaltene Lager Auschwitz II Birkenau war nicht weniger bedrückend. Bei der Besichtigung der verfallenen Baracken lösten die unmenschlichen Lebensumstände Traurigkeit und Betroffenheit aus.
Nach den Besuchen der Konzentrationslager wurden die schockierenden Eindrücke in gemeinsamen Reflexionsgesprächen am Abend mit den Lehrkräften ausgetauscht und verarbeitet. Währenddessen wurde auch über die Aktualität der Thematik diskutiert und nach Lösungsansätzen für die Zukunft gesucht.
Nach weiteren Spuren des jüdischen Lebens wurde auch in der nahegelegenen Stadt Krakau Ausschau gehalten. Krakau war vor dem Holocaust ein Zentrum der jüdischen Gemeinde in Polen. Während der Freizeit in der Stadt konnte sich die Gruppe von den traurigen Einblicken in Auschwitz erholen.
Die Schüler*innen lernten nicht nur in Polen, sondern auch in Berlin über die Geschehnisse der Vergangenheit und besuchten das Otto-Weidt-Museum sowie das Jüdische Museum. Letzteres spiegelt durch den besonderen Baustil des Architekten Daniel Liebeskind die Gefühlslage der Juden in der Vergangenheit sehr treffend wider und verleitet zum Nachempfinden der Gefühle von Trostlosigkeit, Angst, Verwirrung, aber manchmal auch Hoffnung. Man hat durch die schiefen Wände und Böden regelrecht das Gefühl, aus dem Gleichgewicht zu geraten. Vor allem die Überlebenden und neuen Generationen bekommen in diesem Museum Stimme und Gesicht.
Insgesamt war diese emotionale Fahrt ein voller Erfolg. Zukünftig wollen wir unser Wissen weitervermitteln und dazu beitragen, dass sich diese Geschehnisse nicht wiederholen. Erste Schritte hierfür sind, sich Rassismus und Diskriminierung, zum Beispiel an Schulen, entgegenzustellen und auf den Umgang und die Kommunikation miteinander zu achten. Neben diesen lehrreichen Erfahrungen brachte die Fahrt in der zur Verfügung stehenden Freizeit aber natürlich auch viel Spaß mit sich.