„Das muss man gesehen haben“, so ein klares spontanes Statement einer Schülerin nach dem Workshop-Tag in der Gedenkstätte KZ Sachsenhausen. Wie bereits im vergangenen Jahr fand im November zum zweiten Mal eine Gedenkstättenfahrt des Jahrgangs 10 des Kopernikus-Gymnasiums nach Berlin / Sachsenhausen statt. „Die Idee dahinter“, so Schulleiter Mark Bauer, „ist es, dass jeder Schüler und jede Schülerin des Kopis einmal im Laufe der Schulzeit eine NS Gedenkstätte besucht hat“. Einiges von dem, was man dort erfährt, geschieht auch heute noch, als habe die Menschheit nicht aus den Erfahrungen der NS Zeit gelernt, wie politischer oder religiöser Extremismus uns zeigt. Die Gedenkstättenfahrt in die Bundeshauptstadt Berlin ist ein wichtiger Baustein des Konzepts zur Demokratieerziehung am Kopernikus-Gymnasium.
Vorbereitend auf den Tag in Sachsenhausen war ein Besuch der „Topografie des Terrors“, einem Dokumentationszentrum mitten in Berlin, das die zentralen Institutionen von SS und Polizei sowie die von ihnen europaweit verübten Verbrechen in den Fokus rückt. Ebenso führten die vier Klassen eine selbst gestaltete Stadtführung zum Thema „Orte der Demokratie und der Diktatur“ durch, bei der einzelne Stationen von den SuS über Hörbeiträge vorbereitet worden waren, die wie bei einem Audioguide über das Handy angehört werden konnten. Am Folgetag ging es früh nach Sachsenhausen zur KZ Gedenkstätte, wo die dortigen Mitarbeiter mit den Schülergruppen einen sechsstündigen Workshop zum Thema „Foto als Beweis? – Eine fotohistorische Annäherung“ durchführten. Das nationalsozialistische Lager ist 1936 in Oranienburg – mit der Bahn eine halbe Stunde nördlich von Berlin – errichtet worden und war u.a. als Ausbildungsort für künftige KZ Kommandanten und von Bewachungspersonal genutzt worden. 200.000 Gefangene aus bis zu 40 Nationen sowie 13-15.000 sowjetische Kriegsgefangene haben im Lager eingesessen und wurden teilweise zur Vernichtung in entsprechende Lager, wie Auschwitz, weitertransportiert worden. Aber auch in Sachsenhausen kamen mehrere Zehntausend Menschen durch Hunger, Kälte, Krankheiten oder Misshandlungen zu Tode. Entsetzen rufen vor allem medizinische Experimente hervor, wie u.a. mit Auswirkungen von Hepatitis B, die hier sogar an Kindern und Jugendlichen durchgeführt wurden, wobei ihr Tod in Kauf genommen wurde. Ebenso kamen experimentell so genannte Gaswagen zum Einsatz, mit denen Tests zur Effizienz von Gasen als Mittel zur Tötung durchgeführt wurden. Im Frühjahr 1945 kam es zur Auflösung des Lagers und so genannten „Todesmärschen“ von 33.000 Häftlingen, deren Ziel die Tötung durch Erschöpfung war. Einige Tausend sind ihnen schließlich zum Opfer gefallen.
Im Workshop konnten die SuS nach einer allgemeinen Einführung selber zu unterschiedlichen Schwerpunkten wie „Versorgung“, „Häftlingsgruppen“ oder „Lageralltag“ auf Erkundung gehen. Ihre Erfahrungen präsentierten sie anschließend ihren Gruppen in den verschiedenen Baracken, die sich noch heute im Lager befinden.
Nach den Workshops sah das Abendprogramm unterschiedliche Aktivitäten von historischen Führungen bis zum Kuppelbesuch des Reichstagsgebäudes vor, denn nach den schweren Themen das Tages mussten die Eindrücke erstmal verarbeitet werden.
Abgerundet wurde die von Lehrer Sascha Drescher organisierten Fahrt in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Bendler Block, in der die Kopernikaner viel über verschiedene Widerstandsformen in der NS Zeit erfahren konnten. Zu den bekanntesten Aktionen gehört sicherlich das Stauffenberg Attentat aus dem Jahr 1944. Wenngleich es nur wenige waren, so sind auch Jugendliche in den Widerstand getreten. Aktivitäten u.a. der Weißen Rose oder der Swing Jugend zeigen, dass Widerstandsformen sehr unterschiedlich sein können. Die Weiße Rose, deren berühmtesten Vertreter die Geschwister Scholl waren, verbreitete Flugblätter an der Universität in München. Die Swing Jugend hingegen zeigte ihre Missachtung des Regimes durch das Hören von missliebiger Swing Musik amerikanischen Ursprungs und dem Tragen von dafür typischer Kleidung gleichaltriger Amerikaner.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Geschichte nicht vergeht. Die Ereignisse liegen zwar immer länger zurück, doch die Lehren daraus, wie Menschen mit Menschen umgehen, sind heute noch aktuell.