Stellung der Lernzeit im gebundenen Ganztag
Gemäß der geltenden Erlasslage sowie im Interesse der Schülerinnen und Schüler gibt es im gebundenen Ganztag keine regelmäßigen schriftlichen Hausaufgaben. Ausnahmen sind das Lernen von Vokabeln in den Fremdsprachen sowie das Lesen umfangreicherer Lektüren. Diese Aufgaben werden weiterhin in häuslicher Arbeit erledigt.
Die entfallende häusliche Arbeitszeit wird durch die Lernzeiten in die Schule verlagert, woraus sich weitreichende Konsequenzen für die Gestaltung der Lernzeiten ergeben, um ein hohes Maß an Effizienz hinsichtlich der in den Lernzeiten geleisteten Arbeit der Schülerinnen und Schüler zu erreichen.
Die Lernzeiten sind aber weit mehr als der Ersatz für entfallende Hausaufgabenzeit.
Sie bieten vielfältige Möglichkeiten der Individualisierung von Lernprozessen im Sinne einer auf Selbstständigkeit und Eigenverantwortung ausgerichteten Gestaltung der Arbeit unserer Schülerinnen und Schüler.
Sie eröffnen erweiterte Möglichkeiten der Diagnostik, um den individuellen Potenzialen unserer Schülerinnen und Schülern die entsprechenden Entwicklungsmöglichkeiten bieten zu können.
Durch die Gestaltung der Lernzeiten sollen die Schülerinnen und Schüler in einem kontinuierlichen Prozess an eine Arbeitsform herangeführt werden, die in hohem Maße von Autonomie und Selbststeuerung geprägt ist. Zum Erreichen dieses Ziels ist es notwendig, dass in den Lernzeiten den Schülerinnen und Schülern zunehmend mehr Freiräume zu Verfügung stehen, die es ihnen ermöglichen, die zur Selbststeuerung und Selbstkontrolle erforderlichen Kompetenzen im Kontext konkreter Arbeitsaufträge zu erlernen und anzuwenden.
Organisation der Lernzeit
- Im Jahrgang 5 gibt es drei Lernzeiten à 45 min, die in je 20 min Lernzeit für ein Kernfach aufgeteilt sind. So hat jedes Kernfach zwei 20minütige Lernzeiten in der Woche.
Zwei Lernzeiten werden von zwei Lehrerinnen oder Lehrern (möglichst die in der Klasse unterrichtenden Fachlehrer) begleitet. Die Klassen werden in diesen doppelt besetzten Lernzeiten geteilt und die Lernzeit findet in zwei Räumen statt.
Im ersten Halbjahr sind die Lernzeiten jeweils klar den Kernfächern zugeordnet. Diese Zuordnung sowie die klare zeitliche Strukturierung wird ab dem zweiten Halbjahr (je nach Situation der Klasse), spätestens aber ab der Klasse 6 aufgehoben, um den Schülerinnen und Schülern zunehmend mehr Freiräume in der Planung und Umsetzung ihrer Arbeit in den Lernzeiten zu ermöglichen. Freie Räume und Arbeitsbereiche (Empore, Studeo) sollen genutzt werden, um unterschiedliche Arbeitssituationen zu ermöglichen.
- Im Jahrgang 6 kommt eine vierte Lernzeit hinzu, um der einsetzenden zweiten Fremdsprache Rechnung zu tragen.
- In den Klassen 7-9 stehen den Schülerinnen und Schülern 3 Lernzeiten in der Woche zu Verfügung.
Didaktisch-methodische Gestaltung
- Zu Beginn der Klasse 5 erhalten die Schülerinnen und Schüler eine Einführung in das selbstständige Arbeiten in der Lernzeit. Dabei lernen sie vor allem den Umgang mit dem Kopiplan kennen und üben das Verstehen und Umsetzen von Aufgabenstellungen. Diese Übungsphase findet in den ersten zwei Lernzeiten möglichst bei einem der Klassenlehrer statt.
- Aufgaben, die in der Lernzeit erledigt werden sollen, werden immer in den Kopiplan eingetragen. (Dies gilt auch für weitere Aufgaben, Informationen zu Klassenarbeiten usw.)
- Die Aufgaben für die Lernzeit sollen differenziert gestellt werden, damit unterschiedliche Lerntempi, Kenntnisse, Lerntypen und Interessen berücksichtigt werden können. Material zur differenzierten Gestaltung von Aufgaben finden sich in allen in den Kernfächern eingeführten Lehrwerken. Die konkrete Umsetzung ist Aufgabe der jeweiligen Fachkonferenzen.
Die differenzierte Aufgabenstellung muss mindestens so weit gehen, dass es einen Pflichtteil an Aufgaben gibt, den alle bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erledigt haben müssen, und dass motivierende Zusatzaufgaben für schnelle Schülerinnen und Schüler vorliegen (z.B. Mathekrimis, Bücher für Englisch und Deutsch, Rätsel). - Schnelle Schülerinnen und Schüler dürfen auch an einer anderen Aufgabe/ für ein anderes Fach weiterarbeiten. Außerdem könnten Sie anderen Schülerinnen und Schülern helfen. In höheren Jahrgängen können besonders leistungsstarke Schülerinnen und Schüler in den Lernzeiten auch an Projekten arbeiten, nachdem sie die geforderten Aufgaben erledigt haben.
- Für Eltern soll über den Kopiplan transparent dargestellt werden, was in den Lernzeiten an Aufgaben erledigt bzw. nicht erledigt wurde.
- Bei großen Problemen bei selbstständigen Umsetzung von Arbeitsaufträgen in den Lernzeiten (wiederholte Nicht-Erledigung der Pflichtaufgaben) wird mit den Eltern Rücksprache gehalten und ggf. vereinbart, dass es ist notwendig, dass der Pflichtteil der Lernzeit-Aufgaben zu Hause fertig gestellt wird.
Der Kopiplan
Der Kopiplan ist die Grundlage für die Planung, Organisation und Dokumentation der schulischen Arbeit. Als Aufgabenheft, Entschuldigungsheft, Planer für Klassenarbeiten etc. dient er der Kommunikation zwischen Elternhaus und Schule und stellt somit für die Eltern eine wichtige Informationsquelle über die schulische Arbeit ihres Kindes dar.
Das Lernzeitlogbuch
Das Lernzeit-Logbuch ist ein Baustein zur Verbesserung der Arbeit in den Lernzeiten. Es fördert den Informationsfluss aus den Lernzeiten zur Klassenleitung und zu den Kernfachlehrern. Es gibt dem einzelnen Schüler Rückmeldung über sein Arbeitsverhalten in den Lernzeiten und gewährleistet, dass Eltern bei auftretenden Schwierigkeiten zeitnah informiert werden. Ziel ist es, die Effizienz der Lernzeiten zu erhöhen sowie die diagnostischen Möglichkeiten, die die Lernzeiten bieten, verstärkt zu nutzen.
Zum Lernzeit-Logbuch gehören:
- Wochenübersichten
- Rückmeldeschein aus der Lernzeit
- Schülerlisten
- Allgemeine Hinweise zur Gestaltung und Durchführung von Lernzeiten
Akteure und deren Aufgaben:
- Die die Lernzeit begleitende Lehrkraft
Die die Lernzeit begleitende Lehrkraft sorgt für eine angemessene Arbeitsatmosphäre und steht den Schülerinnen und Schülern beratend zur Seite.
Aufgabe der Lehrkraft ist es, Auffälligkeiten in den Lernzeiten in der dazu vorgesehenen Übersicht zu dokumentieren. Besonders auffälligen Schülerinnen und Schülern wird ein Rückmeldeschein ausgestellt, und der Name wird in der Wochenübersicht vermerkt. Gibt es keine Auffälligkeiten, so wird lediglich das Datum der Lernzeit eingetragen und abgezeichnet.
- Das Klassenleitungsteam
Aufgabe der Klassenleitung ist es, die Aufzeichnungen im Lernzeit-Logbuch wöchentlich zu sichten und im Falle von Auffälligkeiten geeignete Maßnahmen zu ergreifen, z.B.:
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- unruhige Arbeitsatmosphäre à Gespräch, Vereinbarung von Regeln mit der Klasse
- Auffälligkeiten bei der Aufgabengestaltung à Information der Fachkollegin/ des Fachkollegen
- Auffälliges Arbeitsverhalten einzelner Schülerinnen oder Schüler (mit Rückmeldeschein) à Dokumentation in Schülerliste, Gespräch mit Schülerin oder Schüler, Kontrolle der Kenntnisnahme der Eltern, ggf. Elterngespräch
- Schülerinnen und Schüler
Aufgabe der Schülerinnen und Schüler ist es, die Aufgaben für die Lernzeiten im Kopiplan zu notieren und das für die Bearbeitung der Aufgaben notwendige Material zu Beginn jeder Lernzeit bereitzuhalten. Der als Pflichtteil gekennzeichnete Teil der Aufgaben ist in vollem Umfang zu erledigen. Erhält eine Schülerin/ein Schüler einen Rückmeldeschein, so legt sie/er diesen den Eltern zur Unterschrift vor und gibt ihn bei der Klassenleitung ab.
- Eltern
Eltern dokumentieren durch ihre Unterschrift die Kenntnisnahme von in den Lernzeiten aufgetretenen Problemen. Sie unterstützen die schulische Arbeit ihrer Kinder und stehen Gesprächen mit der Klassenleitung zur Findung von Lösungsansätzen bei aufgetretenen Schwierigkeiten offen gegenüber.